Weshalb gab es in Ostheim zwei evangelische Schulen? Die evangelische Kirche war seit ihren Anfängen gespalten. Die Marburger Religionsgespräche zwischen Luther und Zwingli, 1529, erbrachten die unversöhnliche Trennung zwischen Lutheranern und Reformierten.
Die Lutheraner lehrten, beim Abendmahl werde der Gläubige durch Wein und Brot mit dem wahren Leib und Blut Christi als Geschenk Gottes gestärkt. Die Reformierten lehrten, das Abendmahl habe nur symbolische Bedeutung.
Im Hanauer Land wurden Mitte des 17. Jahrhunderts durch die Grafen von Hanau – Lichtenberg zu den reformierten auch lutherische Kirchengemeinden zugelassen. In Ostheim war die reformierte Kirchengemeinde in der Überzahl. Die Lutheraner mussten die lutherische Kirche in Windecken besuchen. Sie hatten aber seit etwa 1680 eine eigene Schule.
Die Lutheraner kauften 1726 in der Schinnergasse ein Gehöft, bauten die Scheune um zur Kapelle und das Wohnhaus zur Schule (1728). So hatte Ostheim damals zwei Schulen – eine reformierte und eine lutherische mit je einem Lehrer. Und dazu zwei Gotteshäuser, ein reformiertes und ein lutherisches. Lehrbücher in der Schule waren Bibel und Katechismus.
1818 vereinigten sich beide Konfessionen in der Hanauer Union zur unierten evangelisch – christlichen Kirche. Auch in Ostheim vereinigten sich die beiden evangelischen Kirchengemeinden. Schule und Kapelle der Lutheraner wurden überflüssig. Das Anwesen wurden nach 1830 wieder als landwirtschaftliches Gehöft genutzt.
Quelle: Dr. Frank Schmidt; in: Chronik Ostheim; S. 225; Kurt Blaschek, in: Chronik Ostheim, s. 244- 252