Ein auffallendes Haus an der Ecke Erbsengasse/Wetterauer Straße ist die alte Schmiede, die das älteste Fachwerkhaus in Erbstadt ist und zu den wenigen geschützten Baudenkmälern im Dorf zählt.
Das reizvolle Fachwerkhaus wurde 1686 von Schmiedemeister Heinrich Hollhorst errichtet. Die mit Schnitzwerk reich verzierten Eckpfeiler zeugen von der hohen handwerklichen Kunst der damaligen Zeit. Das auf geschnitzten Holzsäulen ruhende Vordach ist um 1770 entstanden.
Unter dem Vordach auf einem Querbalken die Inschrift: "TAUSEND*SECHS*HUNDERT*ACHZIG*SECHS*BAUET*MICH*MEISTER*HENRICH*HOLL* HORST*DEN*NEUNTEN*APRIL*UNT*STETH*SO*LANG*ALS*GOTT*WILL"
(Einige Buchstaben sind leider nicht mehr zu erkennen)
Dieser wettergeschützte offene Arbeitsraum ist typisch für eine Zeit, in der das Beschlagen von Pferden einen wesentlichen Bestandteil des Schmiedehandwerks darstellte.
Der Schmiedemeister Heinrich Hollhorst heiratete 1683 in die Erbstädter Familie Wenzel ein.
Der Name Hollhorst starb um 1850 in Erbstadt mit den kinderlosen Söhnen Johannes und Konrad aus.
Getraude Hollhorst heiratete um 1805 den Schmied Johannes Guth, Nachkomme von Niclas Gut (noch ohne „th“).
Über Generationen hinweg war die Schmiede dann in den Händen der Familie Guth.
Mit dem letzten männlichen Nachkommen Friedrich Wilhelm Guth {1864 - 1944) erlosch eine Familie, die über Jahrhunderte den Beinamen "die Schmieds" trug.
Links neben der Tür war die Schmiede, unter dem Dach wurden die Pferde beschlagen. Nach Aufgabe der Schmiede wurden neben der Tür die Fenster eingesetzt.
Später war dann auch mal ein Lebensmittelgeschäft darin.
Heute ist die Schmiede ein Wohnhaus.
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Aus dem Denkmalschutzverzeichnis:
Alte Schmiede
Überaus reizvolles und die Ortsmitte Erbstadts prägendes Schmiedegehöft mit dekorativem Fachwerkwohnhaus, 1686 von Zimmermeister Heinrich Hollhorst errichtet („...tavsent · sechs ·hvntert · achtzig · sechs · bauet · mich · Meister· Henrich· Holl · Horst· den · nevnten ·April· vnt.........."). Dekorativ die weit ausgelegten und mit kurzen Fuß gegen streben zusätzlich verstärkten Mannfiguren im doppelt verriegelten Oberstock, in dem die ursprüngliche hohe Anordnung der Fenster deutlich ablesbar blieb. Besonderes Augenmerk verdienen die mit Herzformen verzierten Kopfwinkelhölzer und die filigran reliefierten Eckständer: Sie zeigen neben Muscheln und Palmetten tordierte Stäbe und kleine Schutzmasken. Das von freistehenden Holzstützen abgefangene Schutzdach entstand laut Bauinschrift um 1770 und diente als zusätzlicher offener, aber geschützter Arbeitsraum zum Beschlagen der Pferde. Ursprünglich kragte es direkt in den gepflasterten Straßenraum vor, da sich der historische Hausgarten ausschließlich neben dem Wohnhaus befand, so dass der Unterstand frei zugänglich blieb. Der nebenstehende Schmiedebau sicherlich jüngeren Datums (Mitte 19. Jahrhundert), aber zusammen mit dem Wohnhaus ein überzeugendes Ensemble ausbildend.


