Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts war Eichen eine Filiale der katholischen Pfarrei Heldenbergen. Der erste evangelische Pfarrer trat im Jahr 1551 sein Amt an. Eichen wurde zusammen mit Erbstadt eine protestantische Pfarrei. Während des Dreißigjährigen Krieges überfiel ein kroatisches Regiment am 15. Mai 1635 Eichen und zerstörte dabei auch die wahrscheinlich aus dem 14. Jahrhundert stammende Kapelle. Erst sechzig Jahre später wurde mit dem Bau einer neuen Kirche begonnen, die im Jahr 1712 eingeweiht wurde. Weitere dreißig Jahre später, im Jahr 1742, wurde der mit Schiefer gedeckte Haubenreiter mit der Glockenkammer aufgesetzt. Darin befinden sich drei Glocken. Die älteste und kleinste Glocke stammt aus dem Jahr 1728 und wurde von einem Frankfurter Glockengießer hergestellt. Im Jahr 1752 kam eine große Glocke hinzu, die von Johann Peter Bach in Windecken gegossen wurde. Die mittlere Glocke stammt aus dem Jahr 1858 und wurde ebenfalls von der Glockengießerei Bach hergestellt. Diese Glocke wurde während des Ersten Weltkriegs abgehängt und für militärische Zwecke eingeschmolzen. Erst im Jahr 1962 wurde die fehlende Glocke ersetzt.
Die Kirche ist ein Saalbau, dessen Eingang sich an der Westseite befindet, während der Altarraum nach Osten weist. Die Rundbögen der Fenster spiegeln den romanischen Baustil wider. Das einzige gotische Element ist ein Spitzbogen am seitlichen Portal an der Nordseite der Kirche. Möglicherweise ist dieser Spitzbogen ein Rest der 1635 zerstörten alten Kirche.

Mehrfach fanden Renovierungen der Kirche statt, bei denen vor allem das Innere des Gebäudes umgestaltet wurde. Die letzte umfassende Renovierung erfolgte in den Jahren 2001 bis 2005 in der Amtszeit von Pfarrer Otto Löber. Dabei wurde auch die Orgel restauriert, die im Jahr 1847 von dem bekannten Orgelbauer Wilhelm August Ratzmann aus Gelnhausen eingebaut worden war.
Im Jahr 2001 wurde auf dem Platz neben der Eicher Kirche ein Feld mit elf alten Grabsteinen errichtet. Das Grabsteinfeld bildet eine lokale Erinnerungsstätte, welche die Lebensumstände von Dorfbewohnern seit dem frühen 18. Jahrhundert widerspiegelt. Ausführliche Erläuterungen zu den einzelnen Grabmälern finden sich unter: https://www.jm-geschichte.de/historische-grabsteine-eichen/.
Neben den Grabsteinfeld steht das im Jahr 1966 eingeweihte Mahnmal für die gefallenen und vermissten Soldaten der beiden Weltkriege. Darüber wölbt sich die große Eiche, die im Jahr 1871 nach dem deutsch-französischen Krieg als sogenannte „Friedenseiche“ gepflanzt wurde.
Jürgen Müller
Quellen:
- Ernst-Friedrich Perels, Die Kirche in Eichen, in: Nidderauer Hefte, Nr. 2. Nidderau-Eichen 1986, S. 45–54.
- Nikolaus E. Pfarr, Die Orgeln der evangelischen Kirche Eichen. Mittelgründau 2005.
- „Eichen, Main-Kinzig-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon, https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/12399 (Stand: 14.8.2023)
Besonderes Engagement der Eicher Gemeinde für ihre Kirche bereits vor über 300 Jahren
Immer wieder bringt das Archiv der Evangelischen Kirche Eichen kleine Schätze hervor. So stieß der ehemalige Dekan Peter Gbiorczyk bei seinen Forschungen auf zwei kleine zunächst unscheinbar aussehende Bücher mit Holzdeckel und Lederbandverschluss, die Eintragungen aus den Jahren 1693, 1695 sowie 1703/04 bergen. Bei näherem Hinsehen konnten diese Bücher als Kollektenbücher identifiziert werden.
Da die kostspieligen Renovierungsarbeiten an der Eicher Kirche nach dem Dreißigjährigen Krieg nicht allein aus der Gemeindekasse finanziert werden konnten, leitete die Gemeinde mehrere umfangreiche Spendensammlungen in die Wege und setzte sich dazu mit dem, als vorgesetzte kirchliche Dienststelle zuständigen, Hochgräflich Hanauischen Reformierten Konsistorium in Verbindung. Die Vertreter des Konsistoriums sahen die Dringlichkeit der notwendigen Renovierungsarbeiten und die schlechte finanzielle Lage und die jeweiligen Inspektoren schrieben ein Vorwort für das Kollektenbuch mit der notwendigen Begründung für die Sammlung und der dringlichen Bitte um Hilfe. In einem noch vorhandenen Begleitschreiben von 1695 wird ausdrücklich auf die notwendigen Reparaturen an Kirche und Turm hingewiesen und um christliches Mitleid gebeten. Den Spendern sei Gottes Lohn sicher.
Nun machten sich nacheinander mehrere Sammler von Hanau aus auf den Weg, um in der unmittelbaren Umgebung aber auch im weiteren Umfeld Geld für den Kirchenbau zu erbitten. Die Sammler von 1693 und 1695 sind nicht namentlich bekannt, die sechs Sammler von 1703/04 sind im entsprechenden Buch aufgeführt. Es handelte sich um Kirchenälteste, den Kirchenbaumeister und den Schulmeister. Den weitesten Weg bestritt aber der Wagner des Ortes Meister Heyl. Zumindest er erhielt für seine Sammeltätigkeit aus dem gesammelten Geld 10 Albus pro Tag, die er sorgfältig abrechnete. Ende 1703 standen Meister Heyl von über 53 Gulden Einnahmen 31 Gulden für seine Tätigkeit zu, also mehr als für die Kirche übrig blieb.
Die erste Sammlung begann am 20. Februar 1693 zunächst in der näheren Umgebung, bis der Sammler am 2. Mai in Schlüchtern eintraf, von wo er den Rückweg antrat. Die letzte Eintragung erfolgte Anfang Mai 1693 in Langendiebach. In diesen zweieinhalb Monaten wurden rund 35 Gulden gesammelt.
1695 führte der Weg des Sammlers am 7. Januar von Hanau ausgehend zunächst nach Offenbach und Frankfurt, um über etliche Zwischenstationen im Februar in Florstadt Pause zu machen. Eine zweite Etappe startete am 5. März und führte nach Norden, über Gießen ins Marburger Land und westlich über Wetzlar wieder zurück, bis am 23. März Niederweisel erreicht war. Die dritte Etappe startete am 29. März in Glauberg und führte nach Nordosten, über (Bad) Hersfeld und Eschwege bis ans nördliche Ende Hessens nach Witzenhausen und von dort aus über Kassel wieder nach Süden, um am 22. April in Rauschenberg zu enden.
Ein letztes Mal startete ein Sammler am 6. Juni in Bönstadt. Seine Sammlung endete bereits einen Tag später in Höchst/Nidda. Insgesamt erbrachte die rund viermonatige Sammelaktion circa 80 Gulden.
Die am größten angelegte Sammlung wurde schließlich 1703 durchgeführt. Die ersten fünf Sammler waren von – vermutlich – Anfang Mai bis zum 21. Mai unterwegs, um in der unmittelbaren Umgebung zu sammeln. Dann übernahm am 29. Mai Meister Heyl das Kollektenbuch. Auch er bewegte sich zunächst innerhalb der heutigen Kreise Main-Kinzig und Wetterau. Am 15. Juni setzte er dann seine Sammlung Richtung Norden, über Marburg und Kassel fort. Mitte Juli war mit Trendelburg, Hofgeismar und Grebenhain der Norden Hessens erreicht und der Weg führte zurück. Nach einer Abrechnung vom 29. Juli machte sich Meister Heyl auf nach Westen, über Wetzlar, Limburg bis nach Essen, um Mitte September 1703 in Nimwegen anzukommen, das 1703 zur Provinz Geldern in Preußen gehörte. Der Weg führte über Duisburg, Düsseldorf, Weilburg zurück bis nach Heldenbergen. Ein letztes Mal besuchte Meister Heyl die nähere Umgebung und zog weiter nach Süden bis in den Odenwald und durch das Rheintal zurück. Seine Sammlung beendete er in Bornheim und rechnete am 28. Januar abschließend ab. Der gesammelte Betrag abzüglich des Lohnes wurde dem Eicher Kirchenbaumeister übergeben. Es dürfte sich dabei um 70 bis 80 Gulden gehandelt haben.
Die Eintragungen weisen verschiedene Arten von Spendern aus. So wurden in erster Linie die Inhalte der Allmosen-Kästen gespendet. Die jeweiligen Gemeinden gaben meist noch einmal den gleichen Betrag. Gelegentlich, wie in Marburg oder Wetzlar und Herborn spendeten Handwerker oder Zünfte, in Duisburg die Universität, in Weilburg Kellerei und Burggrafschaft. Relativ häufig findet sich die Eintragung „ein guter Freund“, mit und ohne Namensnennung. Interessanterweise spendeten nicht nur evangelische Kirchen und Gemeinden, sondern auch solche anderer Konfessionen. Sogar Gemeinden, die selbst Spenden benötigt hätten, steuerten ihr Teil bei.
Um ermessen zu können welchen praktischen Nutzen diese ausgedehnten Spendensammlungen für die Kirchengemeinde hatten, muss die Ausgabenseite für den Kirchenbau betrachtet werden. Entsprechende Angaben finden sich in Büchern mit Aufstellungen der Kirchenbaurechnungen. Kleinere Bauteile und Zubehörgegenstände kosteten einige Albus. Ein Gulden wurde z.B. 1704 für Meisternägel, eine Schmiedearbeit von Meister Paul ausgegeben, 4 Gulden, 12 Albus für Kali und Ziegel. Schreinerarbeiten konnten sich inklusive des notwendigen Materials auf zweistellige Guldenbeträge belaufen, wie z.B. die Arbeiten an einem Geländer für 20 Gulden. Eintragungen von Anfang 1695 belegen, dass der Zimmermann für die Herstellung des neuen Dachs und Turms 88 Gulden 24 Albus erhielt. Der Schieferdecker bekam für die Deckung des Kirchendaches und des neuen Turms 80 Gulden 25 Albus.
Eine Kollekte der Gemeinde anlässlich der Wiedereinweihung der Kirche im gleichen Jahr erbrachte den stolzen Betrag von 10 Gulden 12 Albus und 4 Batzen, was zeigt, wie stark die Unterstützung in der eigenen Bevölkerung war. Noch war die Kirche aber nicht vollständig wiederhergestellt. 1703 wurden dem Maurer für den Abbruch und Wiederaufbau des Chores 147 Gulden gezahlt.
So war das gesammelte Geld schnell aufgezehrt, doch leistete es sicher einen wertvollen Beitrag zur Renovierung des Kirchengebäudes und ergänzte die eifrigen Bemühungen der Eicher Gemeinde.
Dr. Heike Lasch


