geschichtsweg Eichen

Ehemalige lutherische Kirche

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    Im Jahr 1593 wurde in der Grafschaft Hanau-Münzenberg unter Graf Philipp Ludwig II. das reformierte Bekenntnis eingeführt. Unter den späteren Landesherren wurden auch wieder lutherische Gemeinden zugelassen, für die dann eigene Kirchengebäude errichtet wurden. Während der Regierung des Grafen Johann Reinhard III. kam es zwischen 1712 und 1736 zum Bau von sechzehn lutherischen Gotteshäusern in der Grafschaft Hanau-Münzenberg. Eines der ersten war die lutherische Kirche in Eichen. Sie wurde in den Jahren 1712–1714 erbaut. Aus den erhaltenen Rechnungen im Staatsarchiv Marburg geht hervor, dass am 18. April 1712 das Fundament gegraben wurde. Schon im Oktober schlugen zwei Zimmerleute den Kirchturm auf. Im Mai 1713 wurde der Kirchturm mit Schiefersteinen gedeckt. Die Inneneinrichtung wurde im Jahr 1714 abgeschlossen. Das Gebäude hat die Form eines Rechtecks, das sich zur Hofseite hin verjüngt. Im Innern befanden sich Emporen, die auf Säulen gestützt waren. Auf einer dieser Emporen stand die Orgel.

    Nachdem sich im Jahr 1818 die reformierten und die lutherischen Gemeinden in der sogenannten „Hanauer Union“ zu einer einheitlichen evangelischen Kirche zusammenschlossen, wurde die lutherische Kirche überflüssig. Im September 1824 kam es zur Versteigerung des Inventars der Kirche, mit Ausnahme des Turms. Vier Jahre später, im Juli 1828, wurde der Beschluss gefasst, das Kirchengebäude zum Verkauf anzubieten. 1834 erwarb der Kirchenbaumeister Nicolaus Döll einen Teil des Kirchengrundstücks, um es als Bauplatz zu nutzen. Das Kirchengebäude wurde seit 1837 als Rathaus des Dorfes genutzt. Bis zur Eingemeindung Eichens in die neue Stadt Nidderau im Jahr 1972 blieb das Gebäude der Amtssitz des Bürgermeisters. Danach gelangte das Gebäude in Privatbesitz und wird seither als Wohnung genutzt. Dass es sich bei dem Haus ehemals um eine Kirche handelte, ist heute nicht mehr zu erkennen.

    Jürgen Müller


    Quellen:

    • Caroline Grottker, Lutherische Kirchen in der Grafschaft Hanau-Münzenberg unter Graf Johann Reinhard III. (1712–1736). Unveröffentlichte Magisterarbeit. Frankfurt am Main 1984.
    • Ernst-Friedrich Perels, Die Kirche in Eichen, in: Nidderauer Hefte Nr. 2. Nidderau 1986, S. 51.