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Nidderau-Eichen

Das ehemals selbstständige Dorf Eichen blickt auf eine lange Geschichte zurück. Mit Datum vom 17. Januar 1035 wird es erstmalig urkundlich erwähnt. Die Ersterwähnung findet sich in einer Schenkungsurkunde des Salierkaisers Konrad II., in der der Flecken Eichen der Kaiserin Gisela übertragen wird.

Die Hügelgräber in den Wäldern um Eichen zeigen, dass schon zur Zeit der Kelten (800 bis 50 v. Chr.) Menschen hier lebten. Einige wenige Bodenfunde, die sich zum Teil in Privatbesitz befinden, belegen, dass sogar bereits in der mittleren Steinzeit Siedlungen im Raum Eichen bestanden. Leider ist das Siedlungsgebiet heute weitgehend überbaut, sodass nicht mit vielen weiteren Funden zu rechnen ist.

Im ersten nachchristlichen Jahrhundert besetzten die Römer das Gebiet um Eichen und konnten diese Besetzung etwa bis 260 n. Chr. halten. Danach brach der Limes unter den Angriffen alemannischer und römischer Stämme zusammen. Nach den alemannischen Stämmen beherrschten ab dem 6. Jahrhundert fränkische Stämme das Gebiet um Eichen.

Als entscheidendster Einschnitt in der Geschichte des Dorfes Eichen ist die nahezu vollständige Zerstörung während des Dreißigjährigen Krieges am 15. Mai 1635 durch Truppen der Katholischen Liga zu erwähnen. Bis auf ein Haus wurden alle Gebäude niedergebrannt oder völlig verwüstet. Wer sich nicht rechtzeitig in die Wälder retten konnte, wurde erschlagen oder geschändet. Viele Einwohner verbrannten in ihren Häusern. Vieh, Vorräte und alles an Wert wurde geplündert. Nach der Zerstörung lagen Höfe und Felder brach, sodass sich in der Folge für die Überlebenden Hungersnöte und Krankheiten einstellten, die weitere Opfer forderten.

Am Beginn des Kirchenwiederaufbaus (1695 bis 1712) und an der Entwicklung der Einwohnerzahl lässt sich erkennen, dass es 60 Jahre dauerte, bis das Dorf sich von den schrecklichen Ereignissen des Dreißigjährigen Krieges wieder erholte.

Im 19. Jahrhundert bestand die Einwohnerschaft Eichens überwiegend aus kleinen Bauern und Handwerkern. Durch die Erbschaftsregelung der Realteilung, in deren Folge die zu bewirtschaftenden Äcker von Generation zu Generation kleiner wurden, versuchten viele Familien sich durch die Leinweberei eine zusätzliche Einnahmequelle zu erschließen. In den Kirchenbucheintragungen finden sich über 100 Familien mit der Berufsbezeichnung Leinweber. Die Entstehung von industriellen Webereifabriken vor allem in England führte auch in unserer Region zu einem raschen Preisverfall von in Handarbeit gefertigten Stoffen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Lebensbedingungen der kleinen Bauern zusätzlich durch die Kartoffelfäule erschwert, die das Hauptnahrungsmittel vieler Einwohner ungenießbar werden ließ. Die schlechten Lebensbedingungen zwangen viele Familien zur Auswanderung vor allem in die USA.

Die beginnende Industrialisierung in den umliegenden Städten wie Frankfurt oder Hanau lockte viele Arbeitskräfte in diese Regionen. Arbeiter aus Eichen liefen oft zu Fuß zu ihren Arbeitsplätzen und schliefen dort die Woche über in Holzbaracken oder anderen Unterkünften. Nur am Wochenende kehrten sie wieder zu ihren Familien zurück. Dies änderte sich erst mit der Eröffnung der Bahnlinie zwischen Frankfurt und Stockheim. Nun konnten die Arbeiter täglich zu ihren Arbeitsplätzen pendeln und den Feierabend an ihrem Heimatort verbringen.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das Dorf Eichen noch weitgehend autark. Es gab mehrere Bäcker und Metzger, einen gut sortierten Laden mit Bekleidung, Wäsche, Kurzwaren, Stoffen, Wolle und Geschirr. Schuhe wurden von ansässigen Schuhmachern erzeugt und bei Bedarf auch repariert. Schmiede beschlugen die Pferde und stellten die Eisenringe für die Holzwagen her. Wer ein neues Haus bauen oder ein bestehendes erweitern wollte, fand die notwendigen Handwerker wie Maurer, Zimmerleute, Dachdecker, Verputzer etc. alle in Eichen. 

Das gesellige Leben fand in mehreren Gaststätten statt, die zum Teil auch große Säle hatten für Familienfeiern oder Feste wie die Kerb. Weit über die Grenzen von Eichen hinaus waren die drei Maskenbälle bekannt, die jedes Jahr in der Faschingszeit stattfanden.

Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts war geprägt von zunehmender Mobilität der Bewohner Eichens durch Zugverbindungen nach Frankfurt und Hanau, durch Buslinien oder durch die Anschaffung eines privaten Fahrzeugs. Einkäufe mussten nun nicht mehr nur in Eichen getätigt werden, sondern waren auch in Hanau, Friedberg oder Frankfurt möglich. Das veränderte Kaufverhalten blieb nicht ohne Auswirkungen auf die dörfliche Infrastruktur. In den folgenden Jahrzehnten wurden immer mehr Läden mangels Rentabilität in Eichen geschlossen. Die Eröffnung großer Supermärkte in den umliegenden Gemeinden beschleunigte diesen Prozess zusätzlich. Heute, im Jahr 2024, existiert in Eichen nur noch ein kleines Lebensmittelgeschäft und die Verkaufsstelle einer Bäckerei. Auch alle Gaststätten, die es einst in Eichen gab, sind mittlerweile längst geschlossen.

Im Rahmen der kommunalen Gebietsreform schlossen sich 1970 die Stadt Windecken und die Gemeinde Heldenbergen zur Stadt Nidderau zusammen. Im weiteren Verlauf dieser Reform kamen 1972 auch die Gemeinden Erbstadt und Eichen dazu. Die ehemals selbstständige Gemeinde Eichen wurde so zum Stadtteil Nidderau 4 - Eichen.